Mexico - Baja California Sur

Wir beschließen unsere von den letzten Wochen durchgeschüttelten Handgelenke noch ein wenig Ruhe zu geben und fahren den ersten Tag in Baja California Sur auf dem sehr ruhigen Highway. Nach entspannten 150 km mit Rückenwind durch kahle, sehr eintönige Wüstenlandschaften, kommen wir nach San Ignacio. Das kleine idyllische Dorf liegt in einer Senke am Fuße einer Bergkette an einem Flussbett. Es wirkte wie eine Oase, zum ersten mal sehen wir Oberflächenwasser und Palmen, alles strahlt in Grün und viele Vögel sind zu entdecken. Wir errichten unser Zelt seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder auf saftigen Rasen und genießen einen feuerroten Abendhimmel.

Am morgen stärken wir uns noch am Marktplatz bevor wir uns wieder in Richtung Pazifikküste und kahlen Landschaften machen.

Dieser Küstenabschnitt führt uns durch riesige, ausgetrocknete Buchten. Die angrenzenden Lagunen sind sehr bekannt für ihre Grauwal Touren. Einmal im Jahr pilgern die Tiere an diesen Ort um ihre Jungen zu bekommen. Sie interagieren in dieser Zeit neugierig mit Touristen-Booten. Wir waren jedoch leider etwas zu früh in der Saison und die Boote lagen noch auf dem Trockenen.

An zwei kleinen Fischerdörfern können wir Wasser tanken.

Sehr ausgelaugt erreichen wir nach drei Tagen San Juanico. Wir spüren das unsere Körper eine echte Pause brauchen und so mieten wir uns in dem Surfcamp von Cholie und Mike einen kleinen Bungalow. Gutes Essen, Zeit am Strand und viele Früchte sollten uns wieder fit machen.

Nach unserer kleinen Auszeit fahren wir nach Ciudad Constitutión, von wo aus wir das erste mal durch die Bergkette Sierra Gigante auf die andere Küstenseite fahren werden. Zunächst geht es jedoch am Rande der Stadt durch die Mülldeponie. Es gibt praktisch keinerlei Mülltrennung. Bewohner der Stadt, Restaurants und Firmen laden ihre Reste einfach am Wegesrand ab und zünden diese an. Ein unerträglicher Gestank von Verwesung liegt in der Luft - lediglich das Abladen von Autoreifen ist verboten.

Das Durchqueren der Sierra Gigante ist bis dato für uns der schönste Abschnitt der Baja Divide. Die Farben der Wälder gefallen uns sehr gut und wir genießen das Angebot an kleinen Oasen mit Wasser, welches wir nun filtern können und nicht mehr alles am Fahrrad tragen und einteilen müssen.

Am höchsten Punkt der Etappe sehen wir das erste mal die Sea of Cortez (den Golf von Kalifornien). Ein tolles Blau erstreckt sich bis zum Horizont, das Festland ist von hier nicht zu erkennen. Der Gipfel und die gesamte Abfahrt nach San Evaristo sind jedoch so verblockt, dass es für uns unfahrbar ist.

San Evaristo liegt in einer wunderschönen Bucht. Neben einem kleinen Kiosk und einem Restaurant dessen Kundschaft überwiegend Segler sind, gibt es hier nicht viel. Wir lauschen den Gesprächen einer Seglergruppe am Nachbartisch und unsere Blicke verraten, dass "um die Welt segeln" auch was für uns sein könnte... - Jetzt aber erstmal zurück auf den Sattel!

Unser Camp schlagen wir einige Kilometer weiter in unserer ganz privaten Bucht mit Strandzugang auf. Das Wasser im Golf ist so viel wärmer als im Pazifik, sodass wir uns das erste mal nicht als Warmduscher fühlen, als wir uns in die Wellen stürzen.

Der Küstenabschnitt bis nach La Paz zieht sich einige Tage und die Beine werden müde. Die Farbenpracht der Gesteinsschichten entschädigt jedoch ungemein.

Ausgehungert von dem "Fraß" der letzten Wochen, welcher überwiegend aus Tortillas mit Bohnen bestand, stürzen wir uns in der Großstadt La Paz an der Malecón (Strandpromenade) auf den von Google am besten bewerteten Churro-Stand - der Nachtisch der Mexikaner.

Im Hafen sieht man noch einige Spuren von dem kürzlich über die Stadt gezogenen Hurrikan Norma. Über 60 Boote sind gekentert oder gesunken. Tolle Malereien verzieren die ganze Stadt.

La Paz ist nicht und doch das Ende der Baja Divide. Der Cape Loop steht uns noch bevor, die Umrundung der Südspitze der Peninsula. 420 km entlang der Küste, die Hälfte davon unbefestigt. Es stellt sich jedoch als gut fahrbar heraus mit nur wenigen Schiebepassagen und täglichen Einkaufsmöglichkeiten.

Die Route führt auch am Nationalpark Cabo Pulmo vorbei, dem größten Korallenriff an der Westküste von Nordamerika. Die Riffe sind sehr flach und somit entschieden wir uns gegen das Tauchen und nehmen stattdessen den Schnorchel. Kaum den Kopf unter Wasser fühlt man sich wie in einem Aquarium. Die Korallenvielfalt ist hier zwar nicht so ausgeprägt, aber neben den unzähligen bunten Fischen finden wir uns inmitten eines Jack Fisch Tornados wieder, sehen Delfine und schwimmen neben Seehunden und Schnabelschildkröten.

Entlang der unzähligen Strände sehen wir viele herrenlose Hunde die neben dem Zelt nach einer Mahlzeit suchen.

Die Stadt San José del Cabo hat zwar einen schönen Altstadtkern, der Rest ist jedoch auf Touristen aus den USA und Kanada ausgelegt. Es ist vergleichbar mit Platja de Palma auf Mallorca - nach einem Cocktail ziehen wir weiter.

Zurück in La Paz geht es natürlich erstmal wieder zum Churro-Stand. Das Spritzgebäck gewälzt in Zucker und Zimt hat es uns wirklich angetan.

Dann passierte es: die Kameratasche fällt vom Stuhl und unser wichtigster Filter hat es hinter sich. Keine Chance hier einen Ersatz zu bekommen und der Weihnachtsmann liefert nur unter den heimischen Weihnachtsbaum. Wohl oder übel müssen wir einen Flug buchen und die Festtage bei unseren Familien in Deutschland verbringen. Die Mexikaner kaufen derweil fleißig ihre Piñata, eine Kugel mit 7 Spitzen - die für die sieben Todsünden stehen sollen. Symbolisch wird das Böse zerschlagen und die herabfallenden Süßigkeiten stehen für den Segen.

Bis zum Abflug putzen und warten wir die Bikes.

Für die zwei Wochen in Deutschland wird Silvia auf unsere Fahräder aufpassen. Wir haben sie schon bei unseren ersten Stop in La Paz kennengelernt und waren gleich auf einer Wellenlänge. Silvia kommt aus Italien und betreibt in ihrem Garten ein tolles italienisches Restaurant. Neben der super Küche gibt es gute Drinks an der Bar, immer Live Musik und die Gäste stürmen die Tanzfläche - salud!

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Mexico - Baja California Norte