Mexico - Mazatlán to Guanajuato

Nach zwei Wochen Frieren in Norddeutschland und "quality time" mit Familie und Freunden sind wir zurück in der Sonne von La Paz. Bei Silvia ziehen wir noch neue Reifen auf, tauschen die abgerockten Kassetten und machen uns dann auf den Weg zum Hafen, um mit der Fähre auf das Festland von Mexiko überzusetzen.

Die 12-stündige Überfahrt war keineswegs langweilig. Wir treffen andere Radreisende und alle erzählen ihre spannenden Geschichten von der Baja Divide. Mit Sherri aus Kanada hatten wir öfters über Facebook Kontakt und Burkhard aus Frankfurt hatten wir schon vor zwei Monaten nahe der U.S. Grenze kennengelernt. Berry aus London fährt schon seit über dreißig Jahren mit seinem Fahrrad um die Welt, seinen starken britischen Akzent hat er dabei jedoch nicht abgelegt.

Angekommen in Mazatlán geht es nach einer kurzen Bootsfahrt durch Kokosplantagen und später durch tropische Wälder in Richtung der Sierra Madre Bergkette. Viele bunte Vögel sind zu sehen und es raschelt im Gebüsch. Vom Meeresspiegel auf 2.700 Höhenmeter, genau das Richtige gegen den Jetlag und nach zwei Wochen Spekulatius Kur.

Wir fahren auf dem Highway 40, auch genannt "Espinazo del Diablo" z.dt. Teufelsrücken. Die kurvige Bergstraße wurde vor einigen Jahren von einem mordernen Highway abgelöst und somit begrenzt sich der Verkehr auf nur eine Handvoll Autos und Mofas pro Tag.

Die malerische Straße führt durch kleine oft sehr bunte Dörfer. Sehr gut gefällt uns Concordia wo wir Silvester verbringen (im Tiefschlaf ab 20:00 Uhr). Auch wunderschön und mittelalterlich ist Copala mit seiner fast 300 Jahre alten Kirche. Wir haben eine nette Unterhaltung mit Benjamin und seiner Familie aus Mazatlán.

Ab 1.700 Höhenmetern ändert sich die Landschaft schlagartig von der tropischen Flora zu Pinienwäldern. Natürlich werden hier oben die Temperaturen auch kühler und somit gibt es in der Mittagspause auch schon mal ein Heißgetränk.

In sämtlichen Schöpfungsgeschichten Mesoamerikas wird der Mensch von den Göttern aus einer breiigen Masse aus Mais geformt. Dieser sogenannte Nixtamal ist die Grundlage der Mais-Tortilla. Die Tortilla spielt seit Jahrhunderten bis heute eine wichtige Rolle in der Ernährung und in der Kultur Mexikos. Während die Deutschen als Geste für Essen so tun, als würden sie einen Löffel zum Mund heben, machen Mexikaner eine Bewegung als würden sie sich mit der Hand eine zusammengerollte Tortilla in den Mund schieben. Der Mais ist eine unglaubliche Pflanze, wir haben Felder in feucht-heißen Regionen sowie auf über 2.500 Höhenmetern gesehen. In den ländlichen Regionen wird der Mais nicht selten noch mit der Hand geerntet.

Auf dem Hochplateau angekommen erstreckt sich die Sierra Madre Bergkette bis zum Horizont - traumhaft.

Von dem kleinen Naturpark Mexiquillo mit seinen beeindruckenden Felsformationen und einem Wasserfall, fahren wir mit Begleitung auf einer stillgelegten Bahnstrecke bis in die Stadt El Salto.

In El Salto kurieren wir einige Tage unser deutsches Mitbringsel am Feuer aus. Nur kurze Spaziergänge verträgt unsere laufende Nase.

Wieder gesund und entlang des Plateaus, hatte Michelle eines morgens plötzlich den Reißverschluss unseres Zeltes in der Hand. Prima, eine Einladung für Spinnen, Scorpione und anderes Getier. Zum Glück kommen wir am nächsten Tag nach Durango. In Saras "Clinica de Prendas" hat sie im Handumdrehen unser Problem gelöst - wir waren unglaublich erleichtert und dankbar.

In unserem zentrumsnahem Hotel tauchte dann der Hesse Burkhard auf und wir hatten einen tollen Tag zusammen in Durango.

Für das Festland von Mexiko haben wir uns für die Route von Mark und Hana entschieden (www.highlux.co.nz). Die Trans-Mexiko Bikepacking Route führt jedoch durch den Bundesstaat Zacatetas, von dem uns sämtliche Behörden und mehrere Einheimische abgeraten haben, diesen zu durchfahren. Uns voraus haben Gwen und Sarah schon herausgefunden, welches Busunternehmen das beste Entertainment-System hat, um die “angespannte Region" zu umfahren. Die gleichnamige Hauptstadt wollten wir uns jedoch nicht entgehen lassen.

Zacatecas ist traumhaft und stellt für uns sogar Venedig in den Schatten. Die vielen alten Gebäude sind wunderschön beleuchtet. Zu dem geheimen Fotospot auf dem Dach eines Hotels haben wir uns lange durchgefragt.

Unsere Pechsträhne mit defektem Material sollte nicht aufhören. Unsere Schlafmatten sind mit Flicken übersät und trotzdem wachen wir morgens oft auf dem kalten Boden auf. Auf dem Weg nach Aguascalientes ist Felix eine Speiche gebrochen und dort angekommen brach der Clip von Michelles Hüfttasche. Wir haben den ganzen Tag nach einer Ersatzschnalle gesucht. Fündig wurden wir erst am Abend im Fahrradladen vom Radprofi und Olympiateilnehmer Ziranda Madrigal. Sein Freund Arqui fuhr dann mit uns zu seinem Kumpel Pepe der im Zentrum der Stadt ein Lederwaren Geschäft hat und im Nu war die neue Schnalle angenäht. Es war sehr schön so viele nette und hilfsbereite Leute an einem Tag kennenzulernen.

Am See "La Saudesa" war es morgens sehr kalt und wir beschlossen nach dem Weckerklingeln uns noch einmal umzudrehen. Das zweite Mal wurden wir von applaudierenden Zuschauern geweckt. Unsere Route führt mitten durch ein lokales Mountainbike Rennen. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen zu zeigen, was bis dato knapp 10.000 km Fahrradtraining "am Berg" so alles abrufen können. Im Ziel angekommen wurden wir natürlich herzlichst verpflegt und hatten eine Menge Spaß. Wir haben an diesem Wochenende noch mehrere Mountainbike Gruppen getroffen.

Auch sehr fleißig war eine Ameisenstraße auf deren Speisekarte heute "Blätter" stand. Es sah sehr witzig aus wie unzählige Blätter hochkant in einer Linie über die Straße tanzten.

Unseren ersten mexikanischen Mezcal haben wir uns in einer traditionellen Mezcalería die Kehle runter gespült. Der klare Schnaps wird aus der Agave gewonnen. Die Felder am Wegesrand ragen oft bis zum Horizont.

Über steile Anstiege kommen wir näher der Stadt Guanajuato. Eine der angeblich schönsten Kolonialstädte Mexikos - wir sollten nicht enttäuscht werden.

Die Stadt Guanajuato, ein wirkliches Juwel in einem Gebirgstal auf etwa 2.000 Höhenmetern. Einst eine Bergarbeitersiedlung, ist die historische Stadt mit ihren ertragreichen umliegenden Silberminen heute Weltkulturerbe der UNESCO. Der Panoramablick von der Pípila-Statue ist für uns atemberaubend zu jeder Tageszeit. Die vielen Tunnel, alte Bergwerkschächte sowie die unzähligen kleinen verwinkelten Gassen die sich durch die Stadt ziehen machen die Orientierung oft herausfordernd. Auf den Plätzen ertönen häufig die Mariachi, eine typisch mexikanische Musikformation. Die Tracht mit den Silberbeschlägen ist unverkennbar - “La Cucaracha”.

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