Mexico - Guanajuato to Oaxaca

Nach zwei Tagen verlassen wir Guanajuato schweren Herzens - eine wirklich tolle Stadt. Am Ortsausgang geht es direkt steil bergauf entlang der Silberminen, gefolgt von einer spaßigen technischen Abfahrt durch einen schönen Wald.

In San Miguel de Allende war mal wieder ein Reißverschluss vom Zelt bei der Reparatur. Die Stadt war überflutet mit amerikanischen Touristen und seit Ewigkeiten haben wir mal wieder Englisch gesprochen. Die Bagels in einem kleinen, sehr liebevoll eingerichteten Café in einem Hinterhof (natürlich mit Besitzer aus den USA) hatten es uns sehr angetan.

Sehr häufig sehen wir den VW Käfer, dieser wurde noch bis 2004 in Mexiko gebaut.

Ansonsten sehen wir ausländische Touristen in dieser Region nur sehr selten und oft werden wir wie Außerirdische angestarrt.

Eine ganze Tagesetappe lassen wir uns auf rauem Kopfsteinpflaster durchschütteln - Loctite wird dein Freund auf so einer Radreise.

Auf dem Weg nach Zitácuaro bekommen wir in den kleinen Dörfern des öfteren einen Vorgeschmack, wofür die Region so bekannt und offensichtlich auch sehr stolz ist.

Um uns das Überwinterungsgebiet des Monarchfalters jedoch ansehen zu können, brauchen wir ein Transportmittel. Gut Betuchte fahren Taxi, Sparfüchse wie wir jedoch Collectivo. In der Regel ist das ein aufgemozter T2 Bus mit Heckspoiler, Unterbodenbeleuchtung und Sportluftfilter. Die Fahrer haben alle das Dominic Toretto Syndrom "und geschaltet wird natürlich mit Zwischengas, wie es sich gehört". Es gibt keine offiziellen Haltestellen, wer wo wann abfährt erfragt man einfach auf der Straße. Das Wichtigste ist jedoch sich sofort nach dem Einsteigen einen Sitzplatz zu suchen, ansonsten klebt man beim Anfahren mit dem Gesicht an der Heckscheibe. Auch sonst bezweifeln wir ob es überhaupt irgendwelche Regeln im Straßenverkehr gibt.

In unserem ersten Blogpost im Juni 2023 haben wir in Kanada einen wunderschönen Monarchfalter, sitzend auf einer Waldlilie fotografiert. Wenn es dem Schmetterling jedoch zu kalt wird, macht er sich auf den Weg in das Mariposa Monarch Reservat, dem Überwinterungsgebiet des Monarchfalters. Jeden Herbst verlassen Millionen von Monarchfaltern ihre Sommerbrutgebiete im Nordosten der USA und Kanada und reisen über 4.800 km, um im Südwesten Mexikos zu überwintern. Die Schmetterlinge haben einen Lebenszyklus von etwa vier Wochen, nur die letzte Brut, welche in den Süden fliegt, lebt bis zu acht Monaten. Wie die im Norden geborenen Schmetterlinge dennoch jeden Winter das gleiche Überwinterungsgebiet finden, ist bis heute ein Rätsel. Wir sind schon am frühen Morgen auf ca. 3.500 Höhenmeter hochgewandert, wo die Schmetterlinge in riesigen Trauben von den Bäumen hängen. Sie brechen dabei fast die Äste ab. Treffen die ersten Sonnenstrahlen auf die Falter erwacht der ganze Wald zum Leben - ein wirkliches Highlight für uns.

Den Nachmittag verbringen wir in Zitácuaro. Es ist kein besonders schöner Ort, jedoch ist gefühlt die ganze Stadt ein riesiger Markt mit überdachten Gassen und Markthallen. Es fühlt sich für uns an wie das pure Mexiko. Wir feilen an unseren Street Photography Fähigkeiten.

Auf dem Weg zum See Valle de Bravo sehen wir in der Ferne schon unser nächstes Ziel - den Vulkan Nevado de Toluca, den vierthöchsten Berg Mexikos.

Die nächsten drei Tage bis zum Kraterrand auf 4.300 Höhenmetern sollten wir den kleinsten Gang nicht mehr verlassen. Wir übernachteten mit Kopfschmerzen auf frostigen 3.800 Höhenmetern mit grandioser Aussicht und hatten nach Erkunden des erloschenen Kraters eine erstklassige Abfahrt.

Um den berüchtigten Bundesstaat Guerrero zu umgehen, verlassen wir am Fuße des Vulkans die Trans Mexico Bikepacking Route und werden bis nach Oaxaca der "Le tour de Frankie" Race Route folgen.

Wir haben uns schon oft gefragt warum am Straßenrand so viele seltsame Löcher gegraben sind. Beim Aufstieg zum Ajusco Pass sahen wir dann zum ersten Mal die Antwort. Familien oder auch oft nur Kinder füllen mit dem Dreck aus dem Seitengraben die Schlaglöcher auf der Straße auf, um sich so von den vorbeifahrenden Autos ein paar Pesos abzugreifen - solche Eindrücke können einen sehr nachdenklich machen.

Bei der Abfahrt haben wir einen kurzen Blick auf Mexico-Stadt. Es ist leider stark bewölkt und diesig, jedoch bekommt man von hier oben eine gute Vorstellung wie riesig die 9. größte Stadt der Welt mit ihren über 21 Millionen Einwohnern ist.

Auf dem Festland ist das Wildcampen nicht immer einfach, da jedoch die Hotels für uns verhältnismäßig günstig sind, steuern wir diese oft für die Nacht an. Wir haben uns am Anfang gewundert warum wir am Schalter immer gefragt wurden, für wieviele Stunden wir das Zimmer möchten. Wir haben später erfahren, dass weil viele Familien oft mit mehreren Generationen auf engsten Raum zusammen leben, die Hotels oft nur für den Beischlaf genutzt werden. Gegen das Getuschel im Dorf steht das Auto hinter einem Vorhang und man kann von der Garage direkt das Zimmer betreten.

In einem nicht besonders sauberen Etablissement haben wir uns leider Bettwanzen eingefangen und mussten deswegen erstmal einige Tage pausieren. Felix ganzer Körper war von eitrigen Bissen übersäht. Seine 107 Entzündungen haben sehr viel Pflege gebraucht. Er musste sogar jeden Abend in eine “spezielle Clinic”, wo er sich jedoch gut aufgehoben gefühlt hat. Die neue Sturmfrisur verspricht auch mehr Windschnittigkeit. Die Bettwanzen fanden Michelle nicht besonders attraktiv und haben sie nicht angerührt.

Was wir in den Städten aber sehr genießen ist das warme Frühstück. Unser Lieblingsgericht sind Tamales. Die warme Maisspeise gibt es in jeglichen Variationen an so ziemlich jeder Straßenecke. Es gibt sie in scharf, in noch schärfer, mit oder ohne Fleisch und sogar in süß. Dazu gönnen wir uns ein Kaffee vom Oxxo Store. Diese sehen wir sogar in den kleinsten Ortschaften. Es ist vergleichbar mit einem gut ausgestatteten Kiosk, wo man das Nötigste bekommt. Es ist Mexikos größtes Handelsunternehmen und sogar Sponsor eines Formel 1 Teams.

Den sehr aktiven Vulkan Popocatépetl (5462 m) nahe Mexiko-Stadt passieren wir auf 3.700 Höhenmetern. Wir konnten ihn beim bergauf Pedalieren unzählige Male “Husten” sehen. Der Wind stand für den Climb an diesem Tag sehr günstig. Jedoch bereitet er Mexiko-Stadt immer wieder Probleme mit Ascheregen.

In dem kleinen Ort Atlixco gefallen uns die vielen Malereien von dem Künstler “abel R” sehr gut.

Bis in die Stadt Oaxaca müssen wir uns ganz schön quälen, jeden Tag mehr als 1.000 Höhenmeter zerren bei weit über 30 Grad an den Kräften. Aber trotz tropfendem Schweiß, gibt es wie immer eine Menge zu entdecken.

Oaxaca ist angeblich das kulinarische Herz Mexikos. Und tatsächlich fanden wir einige Leckereien die wir bis dato noch nicht kannten. Zum einen die Mole, eine Soße, die es in Oaxaca in 7 verschiedenen Varianten gibt. Die Gemeinsamkeit sind bei allen die Chilischoten und die Besonderheit ist die Vielzahl an unterschiedlichen Zutaten, je nach Rezeptur 20 - 30. Sehr knusprig war die Tlayuda, eine große gegrillte Maistortilla mit unterschiedlichen Toppings. An die optisch auch sehr knusprigen Chapulines (Heuschrecken) haben wir uns jedoch noch nicht heran getraut.

In Oaxaca gibt es auch eine Vielzahl an Malerei und Handwerkskunst zu entdecken. Sehr farbenfroh sind die Alebrije - eine bunte tierähnliche Fantasiefigur.

In einem Fahrradgeschäft wurden wir gesegnet mit Ersatzteilen, so eine gute Auswahl haben wir bisher auf der gesamte Reise nicht gesehen.

Wir entspannen einige Tage in Oaxaca bevor wir uns dann auf den Weg weiter auf der Trans Mexico Bikepacking Route in Richtung Guatemala machen. Des Weiteren freut sich Michelle auf eine Prophezeiung aus einem Glückskeks.

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