Mexico - Oaxaca to San Cristóbal de las Casas

Gut erholt starten wir in Oaxaca in Richtung Guatemala. Wir machen von der Trans Mexico einen kurzen Abstecher zu Hierve El Agua. Es ist eine Reihe natürlicher Travertin-Felsformationen, die an Wasserfälle erinnern. Sie bestehen aus zwei Klippen die zwischen fünfzig und neunzig Meter hoch sind. Diese Formationen entstehen durch Süßwasserquellen, deren Wasser mit Kalziumkarbonat und anderen Mineralien übersättigt sind. Eine Quelle mit einem vertrockneten Baum hat es uns sehr angetan. Während der blauen und goldenen Stunde am Morgen wechselten die Farben im Sekundentakt.

In dem kleinen Dorf San Pedro sitzen wir einen Tag Regen aus. In unserer Unterkunft treffen wir den "Polaco" Mateusz der auch nicht besonders Lust auf Fahren im Regen hat. Wir kochen zusammen, schlendern über den Markt und haben uns eine Menge zu erzählen. Im Gegensatz zu uns biegt Mateusz jedoch bald in Richtung Yucatan ab.

Am nächsten Morgen starten wir bei bestem Wetter am Berg. Oben angekommen haben wir eine grandiose Aussicht über die Sierra Madre de Oaxaca, die Wolken hängen in den Tälern und die Sonne scheint - phänomenal!

Bei der steilen Abfahrt schießen wir durch die Wolken. Das erste Mal seit Beginn auf dem Festland kommen wir nicht nur unter 1.000 sondern sogar unter 500 Höhenmeter. Unter der Wolkendecke erblicken wir eine andere Welt. Wir wissen nicht was uns weiter südlich noch erwartet, aber genau so haben wir uns den "Dschungel" vorgestellt. Bunte Vögel und Schlangen kreuzen unseren Weg.

Die nächsten fünf Tage waren sehr anstrengend, die Anstiege waren durchgehend 10% und bis zum Mittagessen waren bereits immer 1.200 Höhenmeter verstrichen. Die Nächte waren wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sehr feucht, jeden Mittag mussten wir in der Sonne das Zelt trocknen. Wir fühlen uns jedoch im Moment physisch und vor allem mental sehr stark. Auf so einem Abenteuer ist das nicht immer der Fall, es gibt immer Höhen und Tiefen und Stimmungsschwankungen sind nicht selten. Viele Radreisende erzählen uns ähnliche Erfahrungen.

Die Gegend fühlt sich sehr abgelegen und arm an. Die Tiendas (Shops) in den kleinen Dörfern die wir ca. einmal täglich passieren sind nur sehr minimal ausgestattet. Uns viel auf, dass neben dem Baumaterial Holz auch viel mit Blechplatten verkleidet wird, diese haben häufig Aufdrucke von Kronkorken oder anderen Blechverpackungen. Wir vermuten es sind Fehlproduktionen oder Spenden.

Auf den kleinen Grundstücken sehen wir immer wieder Flächen auf denen Kaffeekirschen in der Sonne getrocknet werden. Sie werden dabei mehrmals gewendet. Ein Anwohner erzählt uns, dass die Trocknung nur eine Woche braucht. Danach werden die Kaffeebohnen aus dem Fruchtfleisch herausgelöst und weiterverarbeitet. Wir freuen uns weiter südlich noch mehr über den Kaffeeanbau zu lernen.

Wir wussten, dass es in Mexiko zwischen einigen Dörfern manchmal zu Landstreitigkeiten kommt. Auf unserer Route war es uns nicht bekannt, doch dann standen wir am Ortsausgang eines kleinen Dorfes, mitten im Nirgendwo vor einen 2 m tiefen und 4 m breiten, gebaggerten Graben. Wir fuhren zurück ins Dorf wo uns erzählt wurde, dass sie mit dem Nachbardorf Probleme haben und auch schon geschossen wurde. "Aber auf Touristen schießt keiner" sagte der nette Herr. Mit großer Mühe brachten wir die Bikes durch den Graben und radelten mit schlechtem Bauchgefühl weiter. Ein paar Halsbandarassari lenkten uns etwas ab.

Im nächsten Dorf war wieder alles beim Alten, freundliche Gesichter und winkende Kinder. Eine Frau bereitet uns mit ihrer Tochter in ihrer Comedor (ein Mini Restaurant im Privathaus) etwas zu Essen zu. Wir lauschten ihrer Unterhaltung, es war eine Sprache die wir noch nie zuvor gehört haben und hatte mit Spanisch nicht das Geringste zu tun. Es muss eine der vielen indigenen Sprachen sein. In Mexiko gibt es neben der Hauptsprache Spanisch noch ca. 60 Ureinwohnersprachen von vor der Kolonialisierung durch die Spanier.

Nach dem Ganzen auf und ab machten wir einen Tag Pause. Lange ausschlafen konnten wir jedoch nicht, ein lautstarker Umzug von Schülern und Polizisten marschierte am frühen Morgen mit Kapelle durch die kleine Stadt.

Endlich mal wieder ein längerer, "flacherer" Abschnitt. Und dann direkt am Straßenrand in einem Baum saßen sie, ein Toucan Pärchen. Der große, regenbogenfarbige Schnabel ist unverkennbar - jeder kennt ihn von der Haribo "Tropifrutti" Verpackung. Für einen kurzen Augenblick konnten wir sie beobachten und ein Foto schießen, bevor sie tiefer in den Dschungel flogen. Unser großes, schweres Zoom-Objektiv ist nur sehr selten an der Kamera, aber an diesem Tag war Payback. Danke an Mark und Richie für den Ratschlag es doch mit zu schleppen!

Wir wussten dass es entlang der Route einige Höhlen geben soll, am Abend machten wir uns auf den Weg. Sie waren groß und sehr beeindruckend. Oben in den Bäumen beschwerten sich einige Spinnenaffen, was wir so spät noch im Dschungel zu suchen haben.

Zurück im Dorf wurden wir gefragt ob wir am nächsten Morgen eine Cenote sehen wollen, "sie lege jedoch tief versteckt im Dschungel". Wir waren sehr verwundert, da wir dachten, dass es in dieser Region keine Cenoten gibt. Also Let's go! Wir fuhren ca. eine halbe Stunde mit unseren Rädern neben Pedro Pascual mit seinem Motorrad her, dann ging es tief in den Dschungel, hier kommt wirklich nicht oft jemand vorbei. Pedro schlug den rutschigen Pfad mit seiner langen Machete frei. Dann erstrahlte die Cenote im tiefen Blau - wir waren geflashed.

Der letzte Bundesstaat auf unserer Route vor Guatemala ist Chiapas, vorher macht die Trans Mexico aber noch einen kleinen Bogen durch Veracruz. Es geht überwiegend durch abgelegenes Ackerland mit vielen Rinderherden. In der kleinen Comedor Bybys haben wir eine lustige Unterhaltung und unsere ersten Empanadas - Chido!

Am Straßenrand sind viele Kautschuk-Plantagen. Ein Mann erzählt uns, dass ein Baum nach ca. 6 Jahren anfängt Latex-Milch zu produzieren. Alle 4 Tage kann er dann ca. 1 Liter "ernten". Es ist unter anderem Bestandteil von Autoreifen und wird als Verpackungsmaterial für 🍆 genutzt.

Den Bundesstaat Chiapas betreten wir Nahe der Malpaso-Talsperre, diese zeigte sich für uns am Morgen leider nur im starken Dunst. Dafür konnten wir einige Montezuma Stirnvögel beim Frühstücken beobachten. Sie sind dabei sehr akrobatisch. Sie geben einen Ton wie R2D2 von sich und haben im Flug ein sehr auffälliges gelbes Hinterteil.

Wenig später haben wir auch ihre Nester entdeckt. Diese befinden sich hoch in den Bäumen und sind sehr aufwendig geflochten.

Von der Talsperre haben wir uns bis nach San Cristóbal de las Casas ein paar Tage ganz schön gequält. Unser Superman Pyjama hatte definitiv mehr als nur ein paar Löcher und wir waren auch nicht mehr groß aufnahmefähig. Es waren am Ende 811 km und 17.762 Höhenmeter bei täglich klebrigen 36 grad Celsius. An eine Wäscherei war nicht zu denken und in den wenigen "Habitaciónes" war mehr als nur ein Kaltwasserhahn an der Duschwand nicht zu finden. Wer in Mexiko diese Geschwindigkeitsbegrenzer erfunden hat sollte uns in diesen Tagen besser nicht über den Weg laufen.

Der Maya-Einfluss in dieser Region wird immer präsenter, unsere neuesten Energy Drinks sind Pozol und Tascalate. Die Hauptzutaten sind Maispulver und Kakao.

Auch sehr aufgeheitert hat uns das Dorf Zinacantán. Hier leben die Tzotzil, ein indigenes Maya Volk mit sehr starken Traditionen. Sie bauen neben Lebensmitteln auch sehr viele Blumen an, was sich auch in ihren schönen Kleidungsstücken wiederspiegelt. Alle Bewohner im Dorf tragen dieses Gewand. Mit respektvollem Abstand sahen wir vor einer Kirche einer Zeremonie zu.

Auf den letzten Metern vor San Cristóbal de las Casa gab es dann am Wegesrand noch einen Rotbraun-gekrönter Motmot als Belohnung.

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