USA - Utah to California

Unseren eigentlichen Plan von Moab aus über die Plateau Passage weiter Richtung Südwesten zu fahren, warfen wir nach der White Rim Road und spätestens nach den angekündigten Temperaturen von weit über 40 Grad Celsius schnell über den Haufen. Für weitere ca. 2.000 km durch die Wüste, bei diesen Temperaturen und nur alle drei Tage die Möglichkeit Wasser zu tanken - darauf hatten wir wirklich keine Lust. Wir schmiedeten also in unserem kleinen klimatisierten Bungalow eine neue Route. Sie sollte uns über den Western Express und später über den Pony Express bis zum Lake Tahoe nach Kalifornien führen. Zwar vom Regenfall her auch eine Route durch die Wüste, jedoch liegt der Great Basin einige 100 Höhenmeter höher und ist somit deutlich kühler.

Bis nach Hanksville, von wo wir ein Stück Straße auf der Western Express Route fahren werden, fuhren wir auf einer breiten Schotterstraße. Als sich ein dunkles Gewitter vor uns aufbaute, beschlossen wir dieses zu umfahren und folgten den Alternativen auf dem Navi.

Wir dachten nicht wirklich drüber nach, ob es einen Grund haben könnte, dass der Parallelweg den Namen „Sand Road“ hatte, doch wir wurden schnell eines Besseren belehrt. Wir sanken immer tiefer in den Sand und Fahren war oft nicht mehr möglich.

Aus unser eigentlich geplanten, lockeren Tagesetappe, wurden zwei sehr anstrengende Tage. Das Gewitter haben wir zwar trocken umfahren, nasse Füße bekamen wir jedoch trotzdem beim Durchwaten des San Rafael Rivers.

Ab Hanksville ging es auf den Highway 24 Richtung Westen, wir haben vorher ein wenig recherchiert ob es abseites der Straße etwas Interessantes zu entdecken gibt und Utah hat uns mal wieder nicht enttäuscht.

Zum einen fanden wir die Bentonit Hills, die Gegend hat nicht einmal einen Eintrag auf der Google Karte und es gab nicht mal ein Schild als wir auf den kleinen Schotterweg einbogen. Die Farben der unterschiedlichen Gesteinsschichten waren unglaublich - das wollten wir aus der Luft betrachten.

Wir sahen dort noch ein paar weiße Kuppeln in der Ferne und fanden heraus, dass die Landschaft der des Mars so ähnlich sein soll, dass hier sogar Langzeittests für zukünftige Marsmissionen abgehalten werden - wir bleiben jedoch lieber bei unserem Zelt.

Einen weiteren unglaublichen Schlafplatz hatten wir schon einen Tag später. Natürlich gab es wieder keinen Wegweiser, noch war es in irgendeinem Naturschutzgebiet. Der Moonoverlook macht seinem Namen alle Ehre, man denkt wirklich man ist auf einem anderen Planeten. Die Farben des Gesteins verfärben sich vor allem in der blauen Stunde Abends und in der goldenen Stunde Morgens zu einem beeindruckenden Schauspiel.

Zurück zum Highway geht es vorbei am Factory Butte.

Im Capitol Reef National Park haben in der Vergangenheit Mormonen unzählige Fruchtbäume gepflanzt und wir stürzten uns auf die Pfirsiche - köstlich! An schönen Schlafplätzen mangelt es uns weiterhin nicht.

Um für Michelle einen neuen Hinterreifen zu besorgen, machten wir einen Abstecher in die etwas größere Stadt Cedar City. In dem naheliegenden Ort Parowan wurden wir auf die vielen Menschen auf der Straße aufmerksam die in Richtung Ortsausgang marschierten. Wir schlossen uns dem Strom an und landeten am Zaun einer Rodeo Arena. Wir waren ziemlich schockiert als wir sahen, wie den Pferden der Unterleib abgeklemmt wurde damit sie bockten und wie Kälber mit Lasso oder "Manneskraft" zu Boden gerissen wurden. Die Masse von jung bis alt war begeistert und die ganze Arena tobte - für uns unvorstellbar so eine Tierquälerei noch anzufeuern.

Wir hatten ziemlich Respekt mit unseren Bikes auf der Straße zu fahren und hatten uns in Moab deshalb noch Warnwesten besorgt. Auf dem langen Abschnitt auf dem Highway 21 hätten wir jedoch sogar nackt fahren können. Es war menschenleer, zwei Autos pro Stunde waren schon viel. Und die Täler im Great Basin wurden immer größer und größer.

An einem Tag hatten wir starken Seitenwind und konnten in der Ferne einen Dust Devil (Windhose) beobachten wie er Unruhe stiftete. Während unserer Mittagspause spielten wir mit den Steppenhexen.

In einem Tal standen auf einmal unzählige Windkraftanlagen. Als alter "Windkrafthase" schüttelte Felix sofort den Kopf:

"Was soll der Quatsch hier mitten in der Wüste, selbst die nächste Waschmaschine ist 300 Kilometer weit weg".

Wenn wir es in Deutschland nicht einmal schaffen "die paar Meter Stromkabel" von den Offshore Parks an der Küste zu Markus Söder in den Süden zu verlegen, dann können die lässigen Amerikaner das schon lange nicht.

Wir dachten nach und studierten die Karte, dann dämmerte es uns: "AREA 51"!

Wir waren inzwischen in Nevada angekommen und die geheime Militär Base war nur ein paar Täler südlich von uns. Der viele Strom wird bestimmt für die nachhaltigen E-UFO’s der dort gelandeten Aliens benötigt.

Ein paar Tage und unzählige Summits und Täler später erreichen wir Ely, eine kleine Stadt mit vielen Hotels, Casinos und Restaurants. Der Grund dafür ist, dass Ely jeweils eine Tagesetappe zur nächst größeren Stadt liegt und viele Reisende hier pausieren. Wir können auch eine Dusche vertragen und mieten uns in dem einst höchsten Gebäude (6 Stockwerke) Nevadas ein - dem Hotel Nevada.

Als wir die Stadt am nächsten Morgen verlassen, suchen wir schon am Ortsausgang Schutz vor einem starken Regenschauer. Wir flüchten zu dem stillgelegten Bahnhofsgelände in eine Halle, wo wir auf mehrere Rentner treffen die hier versuchen über 100 Jahre alte Dampfloks wieder fit zu bekommen. Die ganze Halle war wie ein kleines Museum und überall standen alte Relikte aus der Zeit als in der Region noch Kupfer abgebaut wurde. Wir verbrachten den ganzen Tag dort und haben eine Menge gelernt.

Dann ging es für uns auf den Pony Express. Im Jahre 1845 hat die Übermittlung jeglicher Nachrichten von der Ostküste bei New York bis zur Westküste in Kalifornien noch unvorstellbare 6 Monate gedauert. Eine schnellere Übermittlung musste her und somit wurde der Pony Express ins Leben gerufen. Ein "Reitweg" mit über 190 Stationen, wo Reiter bepackt mit Briefen alle ca. 22 Kilometer auf ein frisches Pferd wechselten um somit die Post auf dem schnellsten Wege, Tag wie Nacht zu transportieren. Eine Nachricht, wie z.B. welcher Präsident im Land gewählt wurde, konnte nun innerhalb von 7 Tagen die Westküste erreichen. Ein Brief hat damals 5$ gekostet. Der Pony Express wurde 1861 durch Fertigstellung der Telegraphenleitung (Morsen) abgelöst. Schilder wiesen auf viele Wildpferde in der Region hin und wir haben tatsächlich einige der scheuen, nicht gebranntmarkten Tiere gesehen.

An einem Tag auf dem sehr steinigen Untergrund des Pony Express, dachte Michelle es sei eine gute Idee sich mit dem dortigen Endgegner anzulegen. Es war kein herkömmlicher Stein so spitz wie er rundherum war - wir vermuten es war ein Meteorit. Es hat geknallt wie an Silvester als er die Flanke des Reifen aufschlitzte. Notdürftig konnten wir den Reifen flicken und haben uns 40 km in das nächste kleine Dorf gerettet. Weiterfahren war nicht mehr möglich. Als Felix am Straßenrand versuchte die 300 km zum nächsten Bikeshop zu trampen, hielt ein Pärchen mit Mountainbikes auf der Anhängerkupplung an. Da sie auf der Heimreise aus ihrem Urlaub waren, bekamen wir kurzerhand einen Reifen von einer ihrer Bikes - wir waren unglaublich dankbar über diese Hilfsbereitschaft.

Viele der alten Pony Express Stations sind heute nicht mehr auffindbar oder nur noch Baracken.

Die Middlegate Station am Highway 50 blieb jedoch erhalten. Sie ist heute eine Raststätte wo viele Biker und Reisende Halt machen und sich mit einem Dollar Bill an der Decke verewigen.

Weitere Highlights auf dem Weg Richtung Westen waren der "Sand Mountain", eine bei Wind singende Düne.

Sowie die Naval Air Station, einen der Drehorte von Top Gun. Hier starten Düsenjäger und Kampfhubschrauber im Minutentakt und ziehen lautstarke Schleifen - In unserer Playlist lief natürlich den ganzen Tag "Danger Zone" von Kenny Loggins.

Jetzt wird es Zeit für Kalifornien – „here we come“!

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